Eines
vorweg: Meyer ist gar nicht der häufigste Name. Alle seine Varianten
zusammen (Meyer, Meier, Maier, Mayer, Mayr, Mair, dazu noch Major, Maiherr
und die Genitivformen Meyers, Mayers, Meyern, Mayern) schaffen nur den
dritten Platz - nach den Berufsnamen Müller und Schmidt. Doch kein
anderer gilt so sehr als der deutsche Name schlechthin. Und kein anderer
Name spiegelt die soziale und wirtschaftliche Struktur der ländlichen
Bevölkerung zu der Zeit, in der die Familiennamen entstanden, so
anschaulich wider.
Karl
der Große hatte 812 die Grundherrschaft. geordnet. Grundherren waren
danach der König, die Kirche und freie weltliche Herren. Diese sehr
einfache Ordnung des Grundbesitzes geriet aber in den nächsten
Jahrhunderten mehr aus den Fugen Klöster und kirchliche Stiftungen
vermehrten ihren Besitz durch Schenkungen, weltliche Herren erhielten
weiteren Grundbesitz als Entgelt für Dienstleistungen in mancherlei
Ämtern oder erwarben Grund und Boden dazu. Problem: Die hinzugekommenen
Ländereien grenzten in den seltensten Fällen an das eigene Gut, sondern
lagen da und dort verstreut. Es ent stand eine Art Flickenteppich. Der vom
Hauptgut oft weit entfernte Besitz war vom Grundherren nicht mehr selbst
zu bewirtschaften. Er setzte daher "Meier" ein, die das mit
Hilfe von Hörigen für ihn taten.
Meier
wirtschafteten aber auch auf dem Hauptsitz der Grundherren, wenn diese den
Herrscher auf seinen Kriegszügen begleiteten oder als Ministeriale am Hof
Dienst taten oder, weil sich die Grundherren diese Aufgabe selbst nicht
zutrauten. |
Der
Name Meier entstand aus dem lateinischen Wort maior, der Steigerung von
magnus (groß). Meier bedeutet also "der Größere, der Höhere"
und bezeichnete einen mit hoher Weisungsbefugnis ausgestatteten Verwalter.
Der englische "mayor" (Bürgermeister) hat denselben Ursprung.
Die Position des Meiers war sehr gesucht, denn sie war einträglich und
genoss hohes Ansehen. Der Meier leitete als Landwirt den Betrieb für
seinen Grundherrn, zog die Abgaben der Hörigen ein und lieferte sie an
den Grundherrn ab. Er führte den Vorsitz im Hofgericht der Meierei, das
für Grundherrn ab. Er führte den Vorsitz im Hofgericht der Meierei, das
für alle zivilen Rechtsfälle zuständig war' Der Meier war also auch
Richter und Amtmann.
Nach
und nach wurden diese Verwalter ihren Grundherren zu mächtig und
selbstherrlich. Wann immer es möglich war, hoben sie die Verträge mit
ihnen auf oder besetzten freiwerdende Stellen nicht neu. Sie
zerstückelten die großen Haupthöfe in kleinere Einheiten und vergaben
sie an Pächter die nun auch Meier genannt wurden. Diese neu entstandenen
Pachthöfe mussten so leistungsfähig sein, dass sie eine Bauernfamilie
und ihr Gesinde ernähren konnten und darüber her eine Rendite für den
Grundherren abwarfen.
Daraus
entwickelte sich das Meierrecht mit befristet oder lebenslänglich
abgeschlossenen Verträgen, immer aber mit dem Recht beiderseitiger
Kündigung. Es entstanden feste Rechtsbegriffe: Der Pächter wurde mit
einem Hof bemeiert und bekam einen Meierbrief. |
Die
Allmende, das Gemeindeland, wurde zur Vermeierung ausgeschrieben und an
den Meistbietenden vergeben. Bei schlechtem Wirtschaften konnte der
Pächter abgemeiert werden, das heißt gekündigt und ausgetrieben.
Das
neue System hatte zur Folge, dass die Hörigen ihr bisschen Land, das sie
in Erbpacht besaßen, verloren. Dafür wurden sie aber aus der Hörigkeit
entlassen, erhielten also ihre volle persönliche Freiheit und oft noch
ein Handgeld dazu. Einige übernahmen als Voll- oder Freimeier einen der
neuen Pachthöfe, viele blieben (landlos) als Halbmeier oder Kleinmeier
auf ihren Katenstellen sitzen und suchten sich ein Auskommen als
Handwerker oder Kleinhändler. Die meisten aber wanderten ab in die
aufblühenden Städte.
Diese
Entwicklung vollzog sich im 13. und 14. Jahrhundert, in der Zeit, als in
Deutschland Familiennamen entstanden. Da sie in den seltensten Fällen
selbst gewählt, sondern den Betreffenden im sozialen Umfeld angehängt
wurden, hießen nun die in die Stadt gekommenen Landlosen einfach Meier.
Die
auf dem Lande gebliebenen wurden, nach der Lage ihrer Kate oder ihres
winzigen Besitzes, nach ihrer handwerklichen Tätigkeit oder einem
kennzeichnenden persönlichen Merkmal, Meier mit einem sie
unterscheidenden Zusatz genannt: Ober- und Niedermeier, Kohlmeyer,
Ziegenmeyer und so weiter. Der Freiburger Namenforscher Konrad Kunze hat
mehr als 7.000 Zusammensetzungen gezählt die vom Volksmund dazu
erfundenen Angstmeier, Biedermeier, Kraftmeier, Schlaumeier und
Vereinsmeier nicht mitgerechnet. |